Es mutet fast wie ein Trick an,

das was es war zu benennen um es dann sofort wieder zurück zu nehmen. Eine bestimmte Unbestimmtheit wie Werner Heisenbergs Zen-schärferelation: Ai, ai, ai, ai! das war, was er sagen wollte und war es auch nicht. Doch was es auch war, es war ein Gedicht.

Die Bezeichnung ‚Trick‘ trifft es aber nicht ganz, eher vielleicht Kunstgriff. nstgriff in dem Sinne, wie ihn Hebammen und Geburtshelfer seit jeher nutzen um das Kind zur Welt zu bringen. Das sollte schon an Platons Maieutik, die Hebammenkunst erinnern Womit wir wieder bei einem Anfang wären. Natürlich gab es auch vorher etwas. Anmutige Bilder augenschließender, fruchtwasserumflossener kleiner Wesen lassen es uns beispielsweise alle sehen, (und Sehen heißt Glauben), es gibt ein ‚Leben-vor-der-Geburt‘. Aber selbst wenn wir es nicht wüssten, müssten wir die Frage nach dem „Davor“ stellen. Denn wir können nicht kontextfrei denken.

Noch ist es so, dass der Geburt mit Sicherheit eine Befruchtung vorausging. Ob biologisch oder technisch oder biotechnologisch steht hier nicht zur Debatte; genauso wenig, wie der Befund, dass eine Befruchtung stattfand, vorher. Auf diesen Umstand verwies Jean Gebser schon vor George Steiner:

"Der Ursprung ist immer gegenwärtig. ... Wer es vermag, Ursprung und Gegenwart als Ganzheit zu Wirkung und Wirklichkeit zu bringen, sie zu konkretisieren, der überwindet Anfang und Ende und die bloß heutige Zeit.“ (Gebser, 1966, XIX)

Das heißt, genauso wenig, wie wir kontextfrei denken können, können wir kontextfrei sprechen. Alles Sagen verweist also auf alles Vor- und Umherige, Gesagtes wie Ungesagtes, ja sogar Unsagbares. (Alles Sagen verweist so auch auf Kommendes; doch diese Geheimnis lüften wir später.)

Was war denn Rilkes Furcht anderes, als das Wissen darum, dass die Spötterinnen und Spötter sowohl die Dinge umbringen als auch die als Mordwerkzeug benutzte Sprache nicht achten; es also nicht mal zu einem Ritual, nicht mal zu einer Form bringen, ja bringen wollen.

Denn Spötter wollen sich all zu oft aus und durch die bespöttelten Mängel nur selbst erheben. Welch ein armseliges, Sprache durch Sprechen missbrauchendes Leben; beredtes Elend, münchhausisches Verfahren. Kaum hilfreicher verfahren sorglos Daherplappernde. Ihre ‚Magie des Wortschwalls‘, die das Medium ganz eindeutig zur Botschaft werden lässt, weil anderes mitzuteilen nicht beabsichtigt ist, klingt sehr nach faulem Zauber. So wird denn das Hintergrundrauschen zur wichtigsten Information die nach Gottfried Benn besagt: wer plappert, ist nicht tot. Was nicht heißt, dass er/sie was sagt oder gesagt hätte, wie Kurt Schwitters deutlich macht.

Lyrik heute, und damit die persönliche Ausdrucksfähigkeit, geht im Wellenfeld ultrakurzwelligen Hintergrundrauschens nur allzuleicht leicht unter. Oder sie hat Mitschwimmen gelernt und prangt uns auf Gruß- und Glückwunschkarten an. Das ist zwar immer noch besser als sich gar keinen Reim gelegentlich des Lebens zu machen, ersetzt aber leider keine lebendige Lyrik, kein lebendes lyrisches Ich.

Neben dem Verhältnis des Sprechenden zur Sprache, gesellt sich das zum angesprochenen Anderen, weiter >>>

 

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