die zu tausend Stäben werden. Gewöhnt euch heißt das Rezept für Bequemlichkeit, streckt den Rücken in den Fernsehsessel, dann lässt sich die Welt gut aushalten. Das bringen wir möglichst schon den Kindern bei.
Denn egal, wofür wir das Storchenlied halten wollen, es tendiert in Richtung Dinggedicht, welches der Schülerduden „Die Literatur“ folgendermaßen erläutert: „ein besonderer Typus der Lyrik, bei dem ein Gegenstand (Kunstwerk, alltägliches Ding, auch ein Tier oder eine Pflanze) durch distanzierte Beschreibung und mit Ausschluß subjektiver Empfindungen dargestellt wird. Durch die Auswahl, Anordnung und sprachliche Struktur der beschriebenen Einzelzüge wird der Gegenstand von allem Zufällig-Unwesentlichen befreit und gewinnt eine wesenhaft-symbolische Bedeutung.“ (Schülerduden die Literatur, 1980, 106)
Die Reduktion auf „wesenhaft-symbolische Bedeutung“ fällt beim Storchenlied kaum auf. Es handelt sich dabei doch nur um einen kleinen Spaß. Das auch! aber um einen verstandenen?
Exemplarisch für die Gattung „Dinggedicht“ nennt der DUDEN Rainer Maria Rilkes:
Im Jardin des Plants, Paris
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
So müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
Und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
Ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille –
und hört im Herzen auf zu sein.“
Rilke ~
Dieser heißkühle Blick lässt sich auch auf die Wildnis richten. Wenn wir uns tiefer darauf einlassen >>> oder schon alles als klar empfinden >>>
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